heute gibt es ein Thema, welches mir besonders am Herzen liegt. Es ist fotografisch gesehen wohl eines der schweren Themen, die man bearbeiten kann. Ingo hatte die Idee einen Tag lang im Seniorenheim einen der Bewohner durch den Tag zu begleiten und dies festzuhalten. Als ich von dem Thema hörte, dachte ich mir "Ach du Sch....".
Alles war natürlich mit der Heimleitung, den Bewohnern und deren Angehörigen abgesprochen. Wir erhielten einige Zusagen mit entsprechenden Model-Release-Verträgen. Somit ist es rechtlich auch absolut wasserdicht, dass ich hier die Bilder der Personen zeige. Dies sei nur erwähnt, falls einer der gelangweilten und abmahnwütigen Juristen auf die Idee kommen sollte, hier etwas zu versuchen.
Aber wie geht man so ein Thema überhaupt an. Ehrlich ich hatte keine Ahnung, aber ich wollte sicher nicht reinmarschieren und gleich Fotos machen. Ich entschied mich dafür erstmal mit den Damen ins Gespräch zu kommen(es waren tatsächlich zunächst nurFrauen). Schließlich kannten sie weder mich noch umgekehrt. Und so kam es, dass ich tatsächlich in der ersten Stunde nicht ein Foto gemacht habe. Ichunterhielt micheinfach mit den Ladies, und zwar über Gott und die Welt. So langsam hatte ich das Gefühl, dass das Eis gebrochen war und ich auch die Kamera in die Hand nehmen konnte.
Spätestens als mir Frau H. einen Sitzplatz auf ihrem Rollator anbot, wusste ich, jetzt kann es losgehen. Zum Sitzplatz sei noch soviel angemerkt. Man kann sich im Aufenthaltsraum nicht einfach auf einen beliebigen Stuhl setzen, denn es gibt eine feste Sitzordnung. Manche haben monatelang für einen der wenigen Plätze direkt am Fenster gekämpft.
Aber genug der Worte, jetzt gibt es Bilder.
Bastelstunde mit Frau H. |
Während fleißig an den Karten gearbeitet wurde, legte Helga, die gute Seele des Hauses Fröhliche Tanzmusik auf und natürlich wurde dann das Tanzbein geschwungen.
Flotter Tanz |
Manchmal hat man von Altenheimen ein schlechtes Bild. Denn von Zeit zu Zeit hört man in den Medien von Misständen in den Einrichtungen. Dieses Bild hatte ich hier definitiv nicht. Im Gegenteil, ich wusste bis zu diesem Tag gar nicht wie rührend sich die Pflegerinnen um die Bewohner kümmern. Die folgenden Serie lasse ich einfach auf euch wirken.
Die Dame auf den letzten zwei Bildern ist 101 Jahre alt und trinkt leidenschaftlich gerne jeden Tag eine Tasse Cappuccino. So ungesund kann Kaffee also gar nicht sein.
Was das Rauchen betrifft, bin ich mir da nicht so sicher...
Raucherpause |
Sport hält fit |
Es gibt natürlich auch Freundschaften unter den Bewohnern, denn oft haben diese Menschen keine Verwandtschaft mehr, oder sehen sie nur sehr selten.
Ziemlich beste Freundinnen |
Als letztes möchte ich ein Bild präsentieren, welches die Freundschaft unter den Bewohner eindrucksvoll beweist. Es zeigt die Hand von Frau H. und ihrer guten Freundin, die nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und nicht mehr sprechen kann. Sie freut sich aber über jeglichen Kontakt zu anderen so sehr, dass sie häufig in Tränen ausbricht. Laut Helga ist auch das eine Folge des Schlaganfalls, der dazu führen kann, dass man seine Gefühle nicht mehr so gut kontrollieren kann.
Innige Freundschaft |
So das war's wieder für heute. Na nicht ganz. Nach so vielen Bildern möchte ich noch paar allgemeine Worte verlieren.
Erstmals gilt mein Dank an Ingo Maschauer, der diese fantastische Aktion mit seinem Vitamin B perfekt organisiert hat. Ingo das war echt Wahnsinn.
Ich möchte aber auch der Heimleitung und den Bewohner danken, die uns das alles ermöglicht hat. Für mich war das eine völlig neuartige Situation und ich war mir nicht sicher wie das letztendlich abläuft.
Danken möchte ich aber auch Helga, der guten Seele des Hauses, die sich so unglaublich hingebungsvoll um die Menschen kümmert. Für sie ist dies nicht einfach ein Beruf, für sie ist es eine Berufung. Wie sagten die Bewohner: "Ein Tag, an dem Helga krank ist oder Urlaub hat, ist ein verlorener Tag". Ich denke das sagt alles über deren Beziehung.
Ich bin aber auch ein wenig wütend. Wütend darüber wie wenig diese harte Arbeit am Mitmenschen gewürdigt wird, sowohl finanziell als auch gesellschaftlich. Die Menschen die hier arbeiten haben einfach keine Lobby in der Politik. Und so schiebt man lieber Milliarden der Pharmaindustrie oder Banken in den Hals, als dass man diese Arbeit gerecht würdigt.
Irgendwo, leider weiß ich nicht mehr wo, habe ich ein sehr passendes Zitat gelesen:
Den Charakter einer Gesellschaft erkennt man an ihrem Umgang mit den alten Mitmenschen.
Jeder möge sich selbst Gedanke dazu machen
So jetzt ist aber wirklich Schluss.
Bis demnächst
Markus